02. September 2019

«5 kritische Fragen an die Mitentwickler von MQS Bau»

Mittlerweile ist das Zusatzprodukt MQS Bau bereits seit zwei Jahren auf dem Markt und es ist Zeit für ein paar Fragen an die Mitentwickler und Fachwissensträger. QualiCasa hat bis heute über 25 MQS Bau-Projekte betreut und wichtige Erfahrungen gesammelt. Ralf Bachmann, Leiter Quality Management bei QualiCasa zieht Bilanz und nimmt Stellung zu den kritischen Fragen.

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  1. Was bringt MQS Bau?

    MQS Bau führt zu einer besseren Bauqualität und stellt sicher, dass die Ausführung aller Minergie-Anforderungen am Bau überprüft und dokumentiert werden. Das Risiko von Baumängeln und folglich von Folgeschäden wird wesentlich reduziert. Mit MQS Bau können mit dem Prinzip «Vorbeugen statt Reparieren» mühsame und meist kostenintensive Nachbesserungen vermieden werden, was einen Zusatznutzen für alle Baubeteiligten darstellt. Und es wird eine systematische Dokumentation der Minergie-relevanten Bauteile vorgenommen, sozusagen ein Projekthandbuch.
  2. Was ist der Mehrwert in Projekten, die bereits professionell betreut sind?

    Es konnten Mängel verhindert werden, welche sich negativ auf den Wohnkomfort und/oder auf den Energieverbrauch ausgewirkt hätten. Zudem konnten alle Baubeteiligten auf die Minergie- und Qualitätsanforderungen sensibilisiert werden, was generell zu einer intensiveren Qualitätsicherungs(QS)-Tätigkeit der Planer und Unternehmer führte. Nur schon ein rechtzeitig korrigierter Mangel, welcher sich positiv auf die Bauteil-Lebensdauer auswirkt, ist schon sehr viel wert.
  3. Wie hoch sind die Mehrkosten seitens Bauherrschaft, und holt man diese Mehrkosten je wieder rein? 

    Die Mehrkosten bzw. die MQS Bau-Kosten belaufen sich für die Bauherrschaft je nach Produktvariante für ein übliches Mehrfamilienhaus auf CHF 3000 bis 8000. Dazu kommt der Arbeitsaufwand seitens Bauherrschaft, wir schätzen ihn auf 1 Woche für ein Mehrfamilienhaus. Aus unserer Erfahrung holt man die Mehrkosten relativ schnell wieder rein, wenn man bedenkt und aus eigener Erfahrung weiss, wie schnell Baumängel zu hohen Nachbesserungskosten, Mehraufwendungen und Unzufriedenheit für alle Beteiligten führen können.
  4. Wie geht MQS Bau mit Projektänderungen um?

    MQS Bau fördert gerade das Management und Nachführen von Projektänderungen bei Minergie-relevanten Bauteilen. Weil die Informationen aus dem Minergie-Antrag auf der Baustelle bekannt sind, werden Projektänderungen bei Minergie-relevanten Bauteilen mit MQS Bau einfach erkannt, erfasst und in den Planunterlagen nachgeführt. 
  5. Warum entscheiden sich nicht alle Bauherrschaften für MQS? Was müsste Minergie ändern? 

    Dies ist auf mehrere Faktoren zurück zu führen.

    MQS Bau ist der schweizweit erste standardisierte sowie systematische QS-Standard zur Bau-Qualitätssicherung in der Ausführungs- und Abnahmephase eines Bauprojektes. MQS Bau benötigt wie jedes neue Produkt seine Zeit, um sich im Markt zu etablieren. Der Bekanntheitsgrad ist momentan gerade bei Bauherrschaften noch sehr gering. Minergie muss sicherlich weiter an der Bekanntheit von MQS Bau arbeiten und den Nutzen noch besser aufzeigen.

    Zudem besteht in der Schweizer Baubrache ein generelles Grundvertrauen der Bauherrschaften, dass ihre Vertragspartner schon korrekt bauen und deren eigene QS ausreichend ist. Dies mag bei vielen Projekten so sein. Allerdings zeigen die Praxis oder auch eine Studie der ETH, dass häufig Baumängel entstehen, was jährlich zu Kosten von rund CHF 1.7 Mrd. für die Mängelbehebung führt. Dies lässt darauf schliessen, dass keine oder eine ungenügende QS durchgeführt wurde.