Das Projekt in Kürze
Über zehn Jahre lag das Areal der alten Kunsteisbahn (KEB) an der Calandastrasse brach. Seit 2018 stehen nun sechs Mehrfamilienhäuser mit rund 80 Wohnungen im Quartier Alte KEB Chur. Auf dem Baufeld F, dem einzigen Grundstück in Privatbesitz, setzten die Gebrüder Fanzun ihre Kompetenz als Generalplaner ein und realisierten ein neues Mehrfamilienhaus. Entstanden ist ein Haus, das bezüglich Energieeffizienz, Qualität und Komfort neue Massstäbe setzt. Zusätzlich zu den erfüllten Standards Minergie-A-ECO und Minergie-P-ECO wurde das Gebäude im Rahmen eines Pilotprojekts auch nach den Richtlinien von MQS Bau geprüft, lückenlos dokumentiert und ausgezeichnet.
Das Haus F auf dem Areal der alten Kunsteisbahn an der Calandastrasse hat eine spezielle Vorgeschichte: Durch einen Parzellentausch mit der Stadt Chur entstand im benachbarten historischen Gebäude ein Kindergarten. Entworfen von den bekannten Architekten Schäfer & Risch, die für ihren Bündner Heimatstil bekannt sind. Im Gegenzug erhielten die Gebrüder Fanzun die heutige Parzelle, die ursprünglich zwei Unternehmern gehörte. So bot sich die Chance, innerhalb des von der Wohnbaugenossenschaft der Stadt Chur umgesetzten Quartierplans, mit der Zuort Immobiglias SA ein eigenes Haus zu realisieren.
Die grosszügigen, hellen Wohnungen weisen einen barrierefreien Zugang inklusive schwellenloser Übergänge auf – auch auf die grosszügigen, windgeschützten Terrassen. Das angenehme Wohngefühl wird durch eine umweltfreundliche, wertige Bauweise mit Zweischalenmauerwerk und traditioneller Kratzputztechnik aus mineralischer Herkunft zusätzlich unterstützt.
3 Fragen an den Planer
- Welche Vorteile bietet der Standard Minergie-A-ECO und Minergie-P-ECO aus Ihrer Sicht?
Minergie als Standard fordert und fördert uns Planer: Von der nutzungsorientierten und ökologischen Konzeption über die Festlegung der Materialisierung bis hin zur Kontrolle auf dem Bau erhalten wir ein begleitetes «Vieraugenprinzip». Das schafft für das Objekt – und somit für die Auftraggeberschaft – einen Mehrwert, welcher sich über die Nutzungsdauer mehr als auszahlt. - Was waren die Knackpunkte zum Erreichen des Standards Minergie-A-ECO und Minergie-P-ECO?
Ganz klar: die Einhaltung der Raumluftqualität für die Minergie-ECO-Zertifizierung. Bei der ersten Messung der Raumluftqualität sind wir durchgefallen, da zu viele flüchtige organische Verbindungen (VOC) nachgewiesen wurden. - Wie haben Sie diese gelöst?
Unser Team wurde durch Gian Fanzuns Frau beraten – eine Chemikerin und Toxikologin. Dabei stellten wir fest, dass wir sowohl für die Raumluft als auch für die Zeit drei Messungen benötigen, um ein aussagekräftiges Resultat zu erhalten. Beim Objekt handelt es sich um eine Sichtbetonausführung mit Terrazzoböden und einem Arvenausbau. Wir Architekten haben gelernt: Natürliche Materialien wie Holz, Stein und mineralische Baustoffe können Schadstoffe enthalten, die früher als gesundheitsfördernd galten – wie beispielsweise Arvenholz. Bei den Messungen schlugen die Terpene aus dem Arvenholz ausserordentlich zu Buche und verursachten 28 Prozent des TVOC-Gehaltes.
Uns Planern wurde zudem klar: Objekte sollten, wenn möglich, unmöbliert gemessen werden. Aromatische Kohlenwasserstoffe und Ester-Verbindungen aus Lösungsmitteln für die Kunststoffherstellung können in Möbeln, Schaumstoffen und Klebeverbindungen einen grossen Anteil ausmachen.
Was sagt die Bauherrschaft?
Echte Nachhaltigkeit beginnt im Kern eines Gebäudes – der Primärstruktur. Sie wird so geplant, dass sie auch in Jahrzehnten noch flexibel auf neue Nutzungsformen und Standards reagieren kann – ganz ohne bauliche Eingriffe.
Minergie steht für höchsten Komfort das ganze Jahr über. Neben dem winterlichen Wärmeschutz rückt heute vor allem der sommerliche Wärmeschutz in den Fokus – eine Herausforderung, die mit durchdachter Planung und modernster Technik gemeistert wird.
Das Gebäude im Überblick
Baujahr |
2018 |
EBP |
1779 |
Eigenstromproduktion |
21.9 KWp |
Heizung |
Wärmepumpe mit Grundwasserbrunnen |
Dämmung |
Wände und Decken zu unbeheizt mineralisch, Steinwolle, Flachdach Umkehrdach XPS |
Zertifikat |
Bildergalerie
Foto Ralph Feiner, Malans