10. November 2025

«Minergie Italien» wird lanciert

Minergie ist neben der Schweiz auch international präsent. Am Freitag wird nun «Minergie Italien» lanciert. Die Verantwortlichen von Minergie Schweiz erhoffen sich so gerade bei der Kühlung wichtige Erkenntnisse für die Zukunft zu gewinnen.

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Der Verein wurde im Frühjahr in Mailand gegründet, am Freitag findet die Lancierung in Verona statt. Bild: zVg

Neben der Schweiz ist Minergie unter anderem auch in Mexiko und Chile präsent. Jetzt will der Verein Minergie auch in Italien einen Standard lancieren, der Energieeffizienz und Ökologie mit hohem Komfort und Qualität beim Bauen verbindet. Der Lancierungsanlass für «Minergie Italien» findet am 14. November in Verona statt. Milton Generelli, Leiter der Minergie-Agentur der italienisch sprechenden Schweiz, wird als Vizepräsident vom Verein Minergie Italien als Bindeglied zwischen der Schweiz und Italien agieren. Dem italienischen Verein steht Giuseppe Mosconi als Präsident vor. Mosconi ist unter anderem Direktor von Geotecnica SRL, einem Unternehmen, das im Bereich Beratung und Planung für klimafreundliches Bauen und Bauqualität tätig ist. Dem Vorstand gehört unter anderem auch Juri Franzosi an, der Geschäftsleiter von Lombardini22, einem der grössten Architektur- und Ingenieurbüros Italiens. «Ich bin davon überzeugt, dass nicht nur Italien von der Schweiz profitieren wird, sondern auch andersrum», sagt Milton Generelli. «Gerade im Bereich der Kühlung hat Italien viel mehr Erfahrung als wir», erklärt der Tessiner. «Die Sommertemperaturen in Italien werden bald auch in der Schweiz zur Normalität werden – wer das nicht glaubt, soll uns im Tessin besuchen!»

Unterschiedliche Anforderungen

Die Anforderungen von Minergie in Italien unterscheiden sich teilweise von jenen der Schweiz, da sie sich an den italienischen Normen und Gesetzgebungen orientieren. «In allen Bereichen haben wir darauf aufgebaut», sagt Generelli. Beispielsweise muss bei einem Minergie-Gebäude in Italien, anders als in der Schweiz, nicht die maximal mögliche Dachfläche mit einer Photovoltaik-Anlage belegt werden. Dafür kommt der Qualitätssicherung und Kühlung mehr Aufmerksamkeit zu. Zu Beginn wird der Fokus auf den Neubau gelegt. Im Gegensatz zur Schweiz können in Italien Bestandsbauten vorerst nicht nach Minergie zertifiziert werden. Zudem stellt Minergie in Italien neben Pflichtanforderungen auch Wahlanforderungen, ähnlich wie beim Zusatz ECO von Minergie Schweiz. «Die grauen Treibhausgasemissionen sind beispielsweise nur als Wahlvorgabe enthalten, sonst wäre es zu viel zum Start», erklärt Milton Generelli. Einige Anforderungen betreffen den Planungs- und Ausführungsprozess. Beispielsweise müssen bei der Planung und Ausführung Checklisten geführt werden, um die Bauqualität nach Minergie zu gewährleisten.

Ähnlich organisiert

Viele Ähnlichkeiten zur Schweiz gibt es bei der Organisation des Vereins. Der Geschäftsstelle steht ein Vorstand vor und sie ist für die Vermarktung und Weiterbildung zuständig. Zudem zertifiziert die Geschäftsstelle in Italien selbst. Ebenso wie die Minergie-Agentur in Sion, die diese Aufgaben für die Westschweiz übernimmt. Unterstützt wird der Verein von Fachpartnern und Mitgliedern. Anders als in der Schweiz wird Minergie in Italien aber nicht direkt vom Staat unterstützt. «Entscheidend für die Bauherrschaft ist allein der Wert der Zertifizierung», sagt Milton Generelli. Der italienische Präsident von Minergie, Giuseppe Mosconi, sagt dazu: «Wir verkaufen einen Gewinn» und spricht damit die Baukosten in Italien an, die die veranschlagten Kosten meistens übersteigen. «Mit den Kontrollen im Planungsprozess will Minergie das ändern», so Milton Generelli.

Verhalten optimistisch

In der Schweiz werden jährlich rund 1’800 Gebäude nach Minergie zertifiziert. Obwohl Italien deutlich grösser ist als die Schweiz, ist Milton Generelli, angesprochen auf seine Erwartungen, verhalten optimistisch. Für circa zwanzig Projekte werden am Eröffnungsanlass die Zertifikate überreicht. «Wenn wir im ersten Jahr 20 bis 30 Gebäude zertifizieren können, bin ich zufrieden. Wir müssen den Standard zuerst etablieren», so der Tessiner. «Natürlich freue ich mich über jedes zusätzliche Gebäude, das zertifiziert wird. Ich will die Erwartungen einfach nicht zu hoch schüren.»