Mehrfamilienhaus in Wettingen AG

Energieeffizienz im Generationenhaus

«Monitoring ist der Grundstein für die Betriebsoptimierung und mehr Energieeffizienz»

David Zogg, Dozent für Regeltechnik an der Fachhochschule Nordwestschweiz und Gründer Smart Energy Control

Das Projekt in Kürze

Das nach dem Minergie-A-Standard gebaute Generationenhaus wurde 2018 fertiggestellt und besteht aus einem Neu- und einem Umbauteil. Das frühere Walmdach-Gebäude blieb in seiner Grundkonstruktion bestehen und verschwindet heute vollständig im Inneren des neuen Dreifamilien-Hauses. Heizwärme und Warmwasser werden über eine Wärmepumpe mit Erdsonde bereitgestellt. Die Heizverteilung erfolgt über ein in der Decke integriertes Wassersystem, mit welchem im Sommer auch gekühlt werden kann. Auf dem Dach befindet sich eine 15-kWp-Fotovoltaikanlage, die über das Jahr gerechnet mehr Strom produziert als im Gebäude verbraucht wird. Die überschüssige Elektrizität wird ins öffentliche Stromnetz eingespeist.

Mittels Monitoringsystem kann der Energieverbrauch für Heizwärme, Warmwasser, Elektrizität für Wärmepumpe und Haushaltstrom sowie die Stromproduktion der Photovoltaik- Anlage kontinuierlich gemessen und überwacht werden. Die Auswertung der Messdaten liefern im Betrieb Informationen zu Fehlern bei der Regulierung und ermöglichen eine Optimierung. Den Nutzern steht zudem ein Online-Portal zur Verfügung, mit welchem sie den aktuellen Energieverbrauch laufend abfragen und Veränderungen feststellen können.

Minergie-A – Das Klimagebäude

Ein Minergie-A Gebäude produziert pro Jahr mehr erneuerbare Energie als es an Energie für die Bewohnenden braucht. Minergie-A Gebäude sind klimafreundlich, bereit für die Elektromobilität und schützen die Bewohnenden vor der Sommerhitze. Sie sind für die Energiewende respektive den Klimawandel und die Herausforderungen von morgen (Lastmanagement, Smart Home und saisonaler Ausgleich) bestens gerüstet.

3 Fragen an den Planer 

  1. Welche Vorteile bietet der Standard Minergie-A aus Ihrer Sicht?
    Ein Gebäude, das mehr Energie produziert als es verbraucht. Minimale Schwachstellen in der Gebäudehülle konnten mit der Photovoltaikanlage gut kompensiert werden. Das Monitoring hat entscheidend geholfen, den Betrieb der Anlage zu optimieren.
  2. Was waren die Knackpunkte zum Erreichen des Standards Minergie-A?
    Das Wichtigste war, gute Planende für den Umbau zu gewinnen, die kreativ auf die bestehende Situation eingehen konnten, z.B. war der Einbau einer kontrollierten Lüftung nicht einfach zu realisieren.
  3. Wie haben Sie diese gelöst?
    In der zweilagigen Dämmschicht der Fassade konnten die Zuluft-Rohre ideal eingebaut werden. Die Abluft wurde im nicht mehr benötigten Heizungskamin in das Lüftungsgerät mit WRG und Filteranlage in den Keller geführt.

Toni Hürzeler

Was sagt die Bauherrschaft

Die Transformation vom Einfamilien- zum Dreifamilienhaus ist geglückt. das neue Gebäude mit seiner silbrig schimmernden, sägerohen Bretterkleid und den abgerundeten Ecken fügt sich mäandrierend in den bestehenden alten Baumbestand ein.

Toni Hürzeler

Das Monitoringkonzept

Das Standardmonitoring von Minergie sieht die Messung der wichtigsten Strom- und Wärmeenergie-Flüsse vor, sowie die Visualisierung und die Auswertung der Messungen. Die Informationen dienen in erster Linie der Optimierung der gebäudetechnischen Anlage. Nebenstehende Messungen wurden installiert.

  • Elektrizitätsverbauch der Wohnungen *
  • Elektrizitätsverbauch der Wärmepumpe
  • Elektrizitätsproduktion der Photovoltaikanlage
  • Wärmeproduktion der Wärmepumpe für Raumheizung
  • Wärmeproduktion der Wärmepumpe für Warmwasser
  • Optional: Temperaturen (Räume, Speicher, Heizung)

* ab 2020 wird zur Erreichung des Minergie-Zertifikats keine Messung der einzelnen Wohnungen gefordert 

Fragen an den Monitoring-Experten

David Zogg, Dozent für Regeltechnik an der Fachhochschule Nordwestschweiz und Gründer Smart Energy Control

  • Welche Vorteile bringt das Minergie Monitoring?
    Das Monitoring verleiht dem Gebäude ein „Cockpit“ wie im Automobil. Dank dem Monitoring kann der Bewohner sein Verhalten optimieren und hat ein direktes Feedback. Nur so kann das Gebäude im realen Betrieb verbessert werden. Dies ist auch zwingend notwendig, denn oft sind die Einstellungen von Wärmepumpen, Wärmeverteilsystemen oder Wassererwärmern nicht optimal eingestellt. Das Monitoringsystem ist ein Anreiz zum Energiesparen, denn die Bewohnenden haben einen enormen Einfluss auf die Energiebilanz eines Gebäudes.
  • Was waren die Überlegungen bei der Wahl des Monitoringsystems?
    Es wurde hier das erste Monitoringsystem nach Vorgabe von Minergie implementiert inkl. Messung der End- und Nutzenergie der Wärmeerzeuger. Zusätzlich wurden Temperatursensoren eingebaut zur Erfassung der Raum- und Speichertemperaturen, welche für die nachträgliche Auswertung von hohem Nutzen waren. 

Das Gebäude im Überblick

Baujahr

2018

EBF

382 m2

Eigenstromproduktion

15.1 kWp

Heizung

Erdsonden Wärmepumpe

Dämmung

Minergie-A Hülle

Zertifizierung

AG-066-A

Bildergalerie

Monitoring

Beteiligte:
Architektur: Hürzeler Architekten AG, Baden

Bild:
Bild Aussen (vor Umbau): Toni Hürzeler
Bilder Aussen (nach Umbau): Julian Salinas, Basel