Heimkommen, abkühlen, wohlfühlen – Die Hitzeschutzvorgaben von Minergie.
In den letzten Jahrzehnten sind die Temperaturen konstant angestiegen – diese Entwicklung setzt sich fort. Es wird zunehmend eine Herausforderung werden, ein angenehmes Raumklima aufrechtzuhalten. Die ETH hat in Zusammenarbeit mit Meteo Schweiz für Schweizer Städte Hitzeszenarien berechnet. Dabei zeigt sich: Die Hitzetage werden sich bis 2035 beispielsweise in Bern im Vergleich zum Jahr 1995 von 10 auf 20 Tage verdoppeln, ohne Klimaschutz wäre es gar fast eine Verdreifachung. Minergie hat den Anspruch, Bauten zu schaffen, die auch unter den klimatischen Bedingungen der Zukunft ein komfortables und klimafreundliches Wohnen und Arbeiten gewährleisten.
Entscheiden Sie sich für ein angenehmes Raumklima ohne Beeinträchtigung der Umwelt: mit den Hitzeschutzvorgaben von Minergie.
Angenehme Raumtemperaturen – auch in Tropennächten.
In einem Minergie-Gebäude herrschen die bestmöglichen Bedingungen zum Arbeiten, Wohnen oder – sehr wichtig – gut Schlafen. Und das auch im Sommer. Tagsüber möglichst wenig Hitze hereinlassen dank Sonnenstoren, klugem Lüften und einer guten Dämmung und nachts die Wärme rasch abführen mittels Nachtauskühlung. Dies wird immer wichtiger für einen gesunden Schlaf.
Gute Planung für kühle Köpfe
Der Hitzeschutz sollte von Anfang an in der Planung eines Gebäudes berücksichtigt werden. Die Ausrichtung und Lage eines Gebäudes sind entscheidend für die Problematik der Überhitzung, können aber nur selten stark beeinflusst werden. Umso wichtiger ist die Planung der Fassade und der Gebäudetechnik. Ausschlaggebend sind dabei insbesondere der Fensteranteil, die Sonnenstoren und die Wärmespeicherfähigkeit im Gebäude. Auch die Dämmung von Dach und Fassade helfen gegen Überhitzung. Vor allem in innerstädtischen Gebieten ist ein effizientes System für die Nachtauskühlung einzuplanen. Wenn es das Gebäudekonzept und der Standort zulassen, kann ein Wohngebäude mit einer Nachtauskühlung über die Fenster sehr gut funktionieren. Steht dieses Gebäude an einer Hitzeinsel (innerstädtisch) oder in einem Landesteil mit heissen Sommern, reicht eine nächtliche Fensterlüftung oft nicht mehr aus – in solchen Fällen ist eine aktive Kühlung notwendig.
Es ist allen Planenden zu empfehlen, sich schon heute Gedanken zu machen, wie das Gebäude künftig gekühlt werden könnte. Wird dieser Aspekt früh in der Projektphase mitgedacht, kommt das Gebäude später mit geringeren Kühlleistungen aus – diese lassen sich dann mit effizienten Systemen und einem niedrigen Energieaufwand umsetzen.
Licht im Schatten dank cleverer Fensterlage
Bereits bei der Planung sollte beachtet werden, dass die Fenster eines Gebäudes in den Sommermonaten möglichst vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sind. Sind bauliche Verschattungen nicht möglich, können solare Lasten mit gut durchdachten Sonnenschutzeinrichtungen (aussenliegend, einstellbar, automatisiert bei der Sonneneinstrahlung), wie zum Beispiel durch Produkte mit dem zertifizierten Minergie-Modul Sonnenschutz, gemindert werden.
Hitzeschutz, der mitdenkt
Lamellenstoren und Markisen oder die Nachtauskühlung mittels automatisierter Fenster können mit einer aufs Wetter abgestimmten Steuerung versehen werden. Bei der Nachtauskühlung sind Einbruchschutz, Umgebungsbedingungen und Witterungsschutz zu bedenken . Ohne Automatisierung ist eine Instruktion der Nutzenden über die richtige Bedienung der Sonnenstoren und die Nachtauskühlung sinnvoll. Markisen oder aussenliegende Lamellenstoren bieten Hitzeschutz, ohne dass man dabei auf Tageslicht verzichten muss. Das eigene Wohlbefinden sowie die Pflanzen freut das. Sie schützen den Raum vor direkter Sonneneinstrahlung und lassen dennoch diffuses Licht (Markisen) oder regulierbares Tageslicht (Lamellenstoren) herein. Bei längerer Abwesenheit während des Tages ist es empfehlenswert, die Lamellenstoren in einem Winkel von rund 45 Grad einzustellen, um den optimalen Kompromiss zwischen Tageslichteinfall und dem Schutz vor direkter Einstrahlung zu erzielen.
Aktive Kühlung geht auch nachhaltig
Der bauliche Hitzeschutz ist dem aktiven Kühlen vorzuziehen. Meist reicht zudem ein Free-Cooling. Das ist eine Kühlung, welche auf natürliche Art geschieht. Die gängigste Form ist das Öffnen von Fenstern in der Nacht, um mit der kühleren Aussenluft den Innenraum zu durchfluten. Ebenso möglich ist GeoCooling. Hierbei wird über eine Erdsonde oder ein Erdregister Wasser zirkuliert. Das Erdreich kühlt dieses Wasser ab und gibt es über einen Wärmetauscher an die Haustechnik ab.
Wenn dennoch nötig, darf man auch bei Minergie aktiv kühlen, da der Komfort auch im Sommer genauso wichtig ist wie die Effizienz. Stammt der Strom für ein Klimagerät vom eigenen Dach, ist aktives Kühlen ökologisch verträglich, da gerade dann in der Schweiz genügend erneuerbarer Strom zur Verfügung steht, wenn es heiss und sonnig ist. Voraussetzung ist eine Kühlanlage, die effizient ist, einen kleinen Leistungsbedarf aufweist und professionell ins Gebäudesystem integriert wurde. Vorteil einer aktiven Kühlung über die Luft ist, dass damit auch eine Entfeuchtung vorgenommen werden kann. Der Klimawandel sorgt neben höheren Temperaturen auch zu einer erhöhten Luftfeuchtigkeit in den Sommermonaten.
Auch in Zukunft cool bleiben
Die Prognosen sind eindeutig: Wir werden als Folge des Klimawandels und bei länger andauernden Hitzewellen in Zukunft vermehrt aktiv kühlen müssen. Eine gute Gebäudehülle hat auch auf die Kühlenergie einen positiven Einfluss. Vermehrt wird aber die optimierte Gebäudehülle in Kombination mit beweglichem Sonnenschutz und Nachtauskühlung nicht mehr ausreichen, um kontinuierlich angenehme Innenraumtemperaturen zu garantieren. Dann kann man das Haus mit eigens produziertem Photovoltaik-Strom kühlen. Noch ökologischer und stromsparender ist die Nutzung von GeoCooling. Statt dem Erdreich im Winter nur die Wärme zu entziehen, wird im Sommer die angenehme Kühle des Erdreichs genutzt und gleichzeitig die Wärme zurückgeführt. Damit sind wir für eine wärmer werdende Zukunft gewappnet, ohne die Erwärmung weiter voranzutreiben.
Was immer Sie planen. Planen Sie mit dem passenden Hitzeschutz.
In Ihren eigenen vier Wänden bestimmen Sie das Programm. Ob Sie sich konzentriert Ihrer Lektüre widmen wollen oder ein Workout planen: Frische Luft und angenehme Temperaturen sind in jedem Fall bedeutende Wohlfühlfaktoren.
Was tun, wenn mein Gebäude überhitzt?
Der Hitzeschutz eines Gebäudes hängt nicht nur von der baulichen Qualität ab, sondern auch vom Verhalten der Bewohnenden und Nutzenden. Mit den richtigen Massnahmen und einem optimierten Gebäudekonzept kann die sommerliche Überhitzung deutlich reduziert werden.
Wärme draussen lassen
- Ein aussenliegender, beweglicher Sonnenschutz, idealerweise abhängig vom Sonnenstand und der Temperatur gesteuert, und mit hoher Windwiderstandsklasse, bietet effektive Verschattung und sorgt für angenehme Lichtverhältnisse. Automatisierte Lösungen sind vor allem im Bürobau bereits weit verbreitet, sollten aber auch in Wohngebäuden stärker genutzt werden.
Wärme abführen
- Natürliche Fensterlüftung, insbesondere nachts, ist eine der effizientesten Methoden zur Kühlung.
- Herausforderungen: Vor allem in städtischen Gebieten können Lärm, schlechte Luftqualität, Gerüche und hohe Nachttemperaturen den Nutzen der Fensterlüftung einschränken. Auch Sicherheitsbedenken, wie eingeschränkte Öffnungsmöglichkeiten, spielen eine Rolle. Hier bieten bauliche Massnahmen oder eine aktive Kühlung eine Alternative.
Weitere Massnahmen für die Nachtkühlung
- Querlüftung: Fenster auf gegenüberliegenden Seiten öffnen, um einen Luftstrom zu erzeugen.
- Automatisierte Steuerung: Fenster mit Dreh-Kipp-Funktion oder motorischem Antrieb können das Lüften deutlich erleichtern. Es bedarf einer intelligenten Steuerung, die etwa die Temperaturdifferenz zwischen innen und aussen berücksichtigt, ein Zeitprogramm (beispielsweise Nachtlüftung nur im Sommer) einhält und so eine wirklich bedarfsorientierte Lüftung sicherstellt.
- Kamineffekt nutzen: Oberlichter oder Rauch- und Wärmeabzüge in Treppenhäusern helfen, warme Luft gezielt nach oben abzuführen.
- Innenhöfe und Atrien: Diese können als natürliche Lüftungselemente eingesetzt werden.
- Lüftungsanlage mit Nachtkühlung: Bei eingeschränkter Fensterlüftung (beispielsweise wegen Lärm) sorgt eine Lüftungsanlage mit Bypass-Funktion für frische, kühle Luft.
- Instruktionen: Regelmässige Tipps und Schulungen zu richtigem Lüften, Sonnenschutz und Lüftungssteuerung optimieren die Effizienz dieser Massnahmen.
Kühlen
- Innovative, umweltschonende Technologien wie GeoCooling nutzen die natürliche Kühle aus dem Erdreich, um Räume angenehm zu temperieren. Diese Methode ist besonders effektiv und eine ideale Ergänzung zu anderen Massnahmen.
In Minergie-Gebäuden bleibt es auch an heissen Tagen deutlich kühler als in konventionellen Gebäuden. Grund dafür sind die strengen Anforderungen an den Hitzeschutz, die bis zu viermal höher sind als die gesetzlichen Vorgaben. Diese leisten einen wichtigen Beitrag für Komfort und Schutz vor sommerlicher Überhitzung.